Vergleich: Cellokonzerte C.P.E. Bach und J.W. Hertel
Als Stipendiatin des Förderprogrammes Neustarkt Kultur des Deutschen Musikrates und der Beauftragten für Kultur und Medien konnte ich mich in Coronazeiten ausführlich mit der Erforschung zweier wichtiger Werke der vorklassischen galanten Celloliteratur beschäftigen: mit dem Cellokonzert in a-moll (1750) von Carl Philip Emanuel Bach und dem Cellokonzert in a-moll von Johann Wilhelm Hertel (1759).
Die folgenden Ausführungen sind keine wissenschaftliche Forschungsveröffentlichung, sondern lediglich der Bericht über meine Herangehensweise an die künstlerische Interpretationserarbeitung dieser Werke. Ich würde mich freuen, wenn diese Sammlung an Gedanken Anknüpfungspunkte an Unterhaltungen und gemeinsame künstlerische Erlebnisse sein kann – sowohl für mein Publikum im Konzert als auch für kollegiale Begegnungen zum Thema.
Es existiert erstaunlich wenig aktuelles Wissen für das Schaffen und den Kontext des Schaffens von Johann Wilhelm Hertel – ganz anders als natürlich bei Carl Phillipp Emanuel Bach. Die meisten Veröffentlichungen zu Hertel sind aus der Mitte des 20. Jhd, wesentliche Quellen für alle, die sich dem Thema widmen möchten sind das MGG und die Grove Music.
Meine Nachforschungen zusammenfassend kann man eventuell von einer Begegnung von C.Ph. Bach und Johann Wilhelm Hertel in der kurzen gemeinsamen Berliner Zeit ausgehen und relativ sicher von einer Inspiration Johann Wilhelm Hertels von Carl Phillip Emanuel Bach ausgehen. Das Renomée von Bach war selbst in dieser Zeit schon überragend und muss auf das Schaffen von Hertel gewirkt haben. Die Entwicklung des galanten Stiles – einer Weiterentwicklung des deutschen Stiles des Barockes mit Elementen des französischen und deutschen Stiles – in der Instrumentalmusik ist beiden Komponisten jedoch anzurechnen. Wobei die stilgebende Entwicklungen vom Berliner Hof ausgegangen sind. Neben der kurzen gemeinsamen Zeit in Berlin ist, aber auch die regionale Nähe von Hertel in Strelitz sowie in Schwerin zum Zentrum Berlin nicht zu unterschätzen.
Im Schaffen von Hertel finden sich einige experimentelle Ansätze zur Besetzung von Instrumentalkonzerten. Das deutet auf Auftragswerke für einzelne Musiker hin. Man kann davon ausgehen, dass das Cellokonzert a-moll für den Wiener Cellisten Franz Xaver Woschitka (1728 in Wien geboren, 1750- 1765 als Kammervirtuose in der Hofkapelle von Mecklenburg-Schwerin tätig) geschrieben wurde.
Vorbilder für die Werke in der Gattung der Cellokonzerte sind jedoch für beide Werke m.E. nicht zu finden. Es gilt eher die wahrscheinliche Ausgangslage, dass ein Übertrag der kompositorischen Erkenntnisse, die beide Komponisten in ihren Werken für andere Streichinstrumente gewonnen haben, stattgefunden haben muss.
Mit diesen Erkenntnissen ausgerüstet muss eine Beschäftigung mit den Cellokonzerten auch die umliegenden Werke beinhalten. Als Werkzeug zur Kategorisierung und zur darauffolgenden Entzifferung bestimmter Auffälligkeiten kann ich insbesondere die beiden Werke „Music in the Galant Style“ von Roberto O. Gjerdingen, Oxford Press 2007 und „Classical Clive Brown, Oxford Press, 1999 empfehlen.
Ich hoffe beide Werke in Konzerten aufzuführen, sobald wieder der Rückstau an Projekten ein bisschen aufgeholt ist und normalbetrieb eingekehrt ist.